6. Man geht zusammen aus. Wo liegen die Grenzen?

Wir gehen abends gemeinsam weg, trinken etwas, wir verstehen uns in den Gesprächen sehr gut miteinander, tanzen zu toller Musik und genießen die Nähe des anderen, seinen Duft, seine Blicke, seine Wärme.

Die Gefühle, die wir gegenseitig auslösen können, die Anziehung, die wir füreinander empfinden, sind manchmal wunderschöne und berauschende Erfahrungen. Auf einmal erleben wir eine ungeahnte Zärtlichkeit, die Erregung des Herzens und des Körpers durch die Berührung des anderen. Durch die Lust, die wir dabei empfinden, möchten wir einander noch näher sein und in unserer Beziehung noch weiter gehen, insbesondere wenn man sich schon längere Zeit kennt.

Jede Zärtlichkeit, ob wir uns die Hand geben, uns umarmen oder berühren, alle diese zärtlichen Gesten binden uns emotional in unserer Beziehung zueinander. Keine ist unbedeutend, unabhängig davon, was der eine oder andere dabei empfindet. Wir sollten uns auch die Frage stellen, ob sie für jeden von uns die gleiche Bedeutung haben.

Für eine dauerhafte Beziehung ist es notwendig, daß wir uns ganz nüchtern ohne gefühlsmäßige Verstrickungen prüfen und uns in aller Freiheit entscheiden. Das braucht Zeit, es bedarf auch unserer Geduld und einer großen Portion Selbstbeherrschung.

Erst in der Ehe, nach einem uneingeschränkten „Ja” zum andern, weiß ich mich ganz angenommen. Sie ist der Raum der Geborgenheit und schafft jenes Vertrauen zwischen uns, das uns ermöglicht, einander in Liebe ganz zu schenken..


In einer Gesellschaft, in der die Werbeslogans uns aufhörlich die Worte „augenblicklich“ und „sofort“ wiederholen, und in der man alles „ganz schnell“ haben will, achtet wohl darauf, dass Zeit nötig ist, um die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Mann und Frau aufzubauen, und dass der Beweis der Liebe eine dauerhafte Verbindung ist.

Johannes Paul II. an die Jugendlichen der Insel Mauritius, 15. Oktober 1989

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