1. Lieben, was bedeutet das?

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Wie können wir leben, ohne geliebt zu sein? Zu wissen, ich bin wertvoll und angenommen, so wie ich bin? Aber wohl jede und jeder hat auf der Suche nach der wahren Liebe schon Enttäuschungen erlebt. Oft hat sich der Egoismus mit der Liebe vermischt. Auf der wahrhaftigen Suche enthüllt sich die wahre Liebe immer mehr. Gerade deswegen lohnt sich die Suche. Denn sich in der Liebe mit wenig zu begnügen, bedeutet, sie nicht zu kennen.

Unter den vielen Formen der Liebe gibt es die Freundschaft, die Liebe der Eltern zu ihren Kindern. Die ausschließliche Liebe zwischen Mann und Frau, die in der Ehe eins werden.

Was macht nun ein Mädchen oder einen Jungen so anziehend?

  • Ist es der Nutzen, den ich vom anderen habe oder seine Fürsorge?
  • Ist es die Freude, die ich in seiner Nähe empfinde oder die wir miteinander teilen?
  • Sind es meine Gefühle, die ich ihm gegenüber empfinde?

Solange eine Beziehung nur auf diese Punkte aufbaut, ist sie unvollständig. Sie reduziert die oder den anderen nur zu einem Objekt. Die andere Person wird zu einem Hilfsmittel für mich. Es klingt paradox, aber tatsächlich kreise ich nur um mich selbst.

Wirklich lieben heißt, den anderen um seiner selbst Willen zu lieben. Tiefe Liebe bedeutet, sich vom anderen anziehen zu lassen, weil ich dessen Glück wünsche. Ich liebe ihn zu allererst, weil er es ist, weil sie es ist. Es leuchtet ein, dass in einer solchen Beziehung beide aufmerksamer sind, Gefühle und Freude zu teilen oder sich gegenseitig zu helfen. Was diese Beziehung begründet, ist die Person, unabhängig von ihren Stärken und Schwächen.

In Wahrheit lieben fordert eine freie Wahl. Ich muß mich entscheiden, den anderen zu lieben, mich aus freien Stücken und aus Überzeugung ihm zuwenden. Wahrhaftig lieben ist nur möglich, wenn ich dem anderen einen Teil meiner Freiheit schenke. Diese Entscheidung verlangt natürlich Gegenseitigkeit. Das ist die Voraussetzung für eine Beziehung. Wenn ich das Glück des anderen auf diese Art suche, trage ich auch zu meinem eigenen Glück bei. Das ist die Liebe: Gegenseitiges und freies Geschenk.

Natürlich ist das nicht immer leicht. Wir alle unterliegen Schwankungen der Laune, der Routine des Alltags, plötzlich auftretenden Schicksalsschläge, aber auch unserem Egoismus. Die Liebe ist zerbrechlich. Da tauchen viele Fragen auf. Werde ich sie auch noch in zwanzig Jahren lieben? Kann ich seine Schwächen wirklich ertragen? Hat die Liebe Bestand für das Leben? Über Leid und Krankheit hinweg?

Wenn unsere Beziehung wirklich in einer freien und gegenseitigen Entscheidung verwurzelt ist, dann wird sie mit der Zeit wachsen. Denn die Liebe wird nicht ein für allemal geschenkt. Sie muß sich immer neu bewähren. Seien wir einem plötzlichen Gefühl gegenüber mißtrauisch, selbst wenn es noch so überwältigend ist. Liebe auf den ersten Blick ist nicht endgültig und nicht unbedingt tief. Natürlich steht am Anfang meist das Gefühl. Der andere zieht mich an, ich fühle mich wohl in seiner Gegenwart. Wenn aber die Gefühle einmal weg sind, taucht die Frage auf, ob das die wahrhaftige Liebe ist. Sie wird erst wahrhaftig, wenn sie zu einer Entscheidung führt.

Da die Liebe eine personale Beziehung ist, wächst und vertieft sie sich im Laufe der Zeit und führt zu immer größerem gegenseitigen Vertrauen. Das verlangt sorgfältigen Umgang miteinander und eine stetige Erneuerung durch Aufmerksamkeiten, die dem anderen seine einmalige Stellung zeigen, die er in meinem Leben einnimmt. Und die Ereignisse, ob Kummer oder geteilte Freude, können die Intimität in dem Maße wachsen lassen, wie wir uns dem anderen über alle Prüfungen hinweg zuwenden.

Die Liebe ist also nicht eine bloße Verbindung von zwei Menschen, sondern gegenseitiges Geschenk zweier freier Wesen mit allem, was sie bestimmt: Leib, Seele und Geist, aber auch mit dem wertvollen Geschenk, das unser Leben ausmacht. Die Logik der Liebe besteht darin, eine endgültige Hingabe anzustreben. Nur eine gegenseitige Entscheidung, die auf Dauer ausgerichtet ist, gestattet der menschlichen Liebe, etwas Absolutes zu erreichen und zu erfüllen.

Für uns Christen ist Gott Quelle und Modell jeder Liebe. Seine Liebe übersteigt jede menschliche Liebe, ob sie gelingt oder nicht. Er hat uns geliebt, noch bevor wir uns gegenseitig geliebt haben und er liebt uns auch dann noch, wenn wir nicht mehr geliebt werden. Ist das nicht dieses höchste Gut, das wir suchen?

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