Entschlafung der Muttergottes (Iohannes Paul II)

Titian, Public domain, via Wikimedia Commons

Liebe Schwestern und Brüder!
Heute richten wir unsere Gedanken auf das Ende des irdischen Lebens der Gottesmutter. Das Zweite Vatikanische Konzil knüpft an die Worte der Dogmatischen Definition meines Vorgängers Pius XII. an und stellt fest: „Schließlich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt, nach Vollendung des irdischen Lebenslaufs mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen“ (Lumen Gentium, 59).

Diese Glaubenswahrheit hat eine lange Tradition. Obwohl es Theologen gab, die behaupteten, die Jungfrau sei vom Tod ausgenommen worden, entspricht es der allgemeinen Überlieferung der Kirchenväter, daß Maria gerade mit ihrem Tod in die himmlische Herrlichkeit eingegangen ist. Denn die Mutter steht nicht über dem Sohn, der den Tod auf sich nahm und ihm dadurch eine neue Bedeutung gab. Wie Jesu Tod zu einem Mittel der Erlösung wurde, so hat auch Maria – in analoger Weise – im Hinblick auf die Erlösung der Menschheit den Tod geteilt, der zum Tor des ewigen Lebens wurde.

Marias Tod hat nichts Schmerzliches mehr an sich. Für Franz von Sales kommt darin die Liebesbeziehung zwischen ihr und ihrem göttlichen Sohn zum Ausdruck. Maria starb „in Liebe, aus Liebe und um der Liebe willen“. Ihr Hinscheiden aus dieser Welt war eine „dormitio“, ein Entschlafen, um das ewige Leben mit ihrem Sohn in der anderen Welt zu teilen. So ist sie besonders denen eine geistliche Mutter, die sich auf die „Stunde des Todes“ vorbereiten.


JOHANNES PAUL II – GENERALAUDIENZMittwoch, 25. Juni 1997

Gebet zum heiligen Josef

Katechismus der katholischen Lehre des heiligen Papstes Pius X